Vereinsgeschichte des Männergesangvereins, „Konkordia“ Linx

geschrieben zum 60jährigen Stiftungsfest

Es war an Weihnachten des Jahres 1865 als sich in unserem Dorfe Männer zusammenfanden, um einen Gesangverein zu gründen. Insbesondere bemühte sich der zu Anfang dieses Jahrhunderts verstorbene Bürger und Kirchengemeinderat Georg Stein, daß auch in unserem Dorfe das deutsche Volkslied durch Gründung eines Gesangvereins gehegt und gefördert werde. Ein treuer Mitarbeiter in der Sache hatte Stein in dem damals hier an der Volkschule angestellten Unterlehrer Hiller, der auch die Leitung des neugegründeten Vereins übernahm. Und daß Beide, Stein und Hiller, zielbewußt die Gründung betrieben zeigt, daß am Neujahrstag des Jahres 1866 der Verein zustande gekommen war. Er erhielt den Namen, der eng verbunden mit unserer Heimat ist, nämlich:
        “Konkordia“ - Hanau Linx.

Nun entfaltete der neugegründete Verein eine rege Tätigkeit. Herr Hiller tat sein möglichstes um seine Sängerschar für das deutsche Lied zu begeistern, aber auch diese hingen mit Lust und Liebe an ihrem Verein und ihrem Dirigenten, der damals Vorstand, Schriftführer und  Rechner in einer Person war. Heute am 60jährigen Stiftungsfeste ist es für uns von besonderer Freude und ein herrliches Gefühl muß jeden Sänger durchglühen, daß noch 4 Gründer am Leben sind, daß noch 4 von jenen Männern an unserem Jubeltage in unserer Mitte weilen.

Es sind folgende Herren:

 

1. Jakob Zimmer, Altgemeinderechner
   und langjähriger Rechner unseres
   Vereins.
2. Jakob Fuchs, Schneidermeister.
3. Michael Mannshardt, 11.
4. Michael Burgmann, Steueraufseher
    a.D. wohnhaft in Eggenstein.

Nach Wegzug des Herrn Lehrer Hiller hatte der Verein zum ersten Male einen Vorstand zu wählen. Die Wahl fiel auf Herrn Bürgermeister Joh. Mannßhardt. Vieles hatte der Verein unter Leitung seines ersten Dirigenten erreicht. Die Liebe zum deutschen Liede die Pflege guter Geselligkeit sahen sie als oberstes Ziel an.

Eines sei noch aus den Gründungsjahren erwähnt. Als im Jahr 1866, also im ersten Jahre des Bestehens der Gesang

verein Kork ein Sängerfest feierte, fuhr unser Verein sechsspännig nach Kork, das in damaliger Zeit nur regierenden Fürsten zustand. Sie schickten einen Vertreter nach Kork an das Bezirksamt der die Erlaubnis zu einer solchen Fahrt einholen mußte. Das Lied, das der Verein in Kork sang war jenes alte Volkslied: Was ist des deutschen Vaterland….

Die Jahre vergingen in rastloser Arbeit. Dirigenten kamen und gingen. Doch der Verein nahm stets zu und im Jahre 1881 konnte er sein erstes Fest feiern, nämlich die Weihe seiner Fahne. Aber auch in Straßburg zeigte sich unser Verein. Als Ausgangs der 80er Jahren der Gesangverein der Artilleriewerkstätte in Straßburg unseren Gesangverein zu seinem Feste einlud, leistete der Verein dieser Einladung Folge und sang unter Leitung seines damaligen Dirigenten Herrn Lehrer Bussemer den Chor: Was schimmert dort auf dem Berge so schön. Sie ernteten stürmischen Beifall. Im Jahre 1898 nahm der Verein an dem Gesangwettstreit in Kehl teil, welcher anläßlich des Gaufestes des Ortenauer Oosgau Sängerbundes veranstaltet wurde. Hier machte der Verein seinem Namen alle Ehre. Stolz in der schmucken Hanauertracht fuhr unser Verein mit 2 Wagen nach Kehl. Die weißen Hanauerkittel, die schwarzen Hosen, die roten Brusttücher und als Krone zum Ganzen die Hanauer Pelzmütze war ein interessanter Anblick. Aber auch in gesanglicher Hinsicht war jener Tag für den  Verein ein Ehrentag. Der Verein errang bei schwerer Konkurrenz einen 1 b. Preis, mit dem Liede: Kennst du am Rhein das schöne Land….

Alle Hoffnungen die damals auf unseren Verein gesetzt wurden sind durch die Stabführung des damaligen Unterlehrers Baas, der jetzt als Oberlehrer in Mannheim tätig ist, in Erfüllung gegangen. Aber auch nach dem Wegzug des Herrn Baas hat der Verein unter Leitung des neuen Dirigenten Herrn Hauptlehrer Weis eifrig die Förderung des deutschen Liedes betrieben. Wohl sind viele, ja die Mehrzahl der Gründer, in die Ewigkeit abgerufen worden; aber junge Sänger haben sich eingestellt um getreu dem Vorbilde der Alten:  sich der Pflege des deutschen Liedes zu widmen. Und so konnte unser Verein auf das im Jahre 1903 abgehaltene Gaufest, verbunden mit Gesangswettstreit in Lichtental bei Baden-Baden gehen. Auch hier hatte unser Verein in Anbetracht der schweren Konkurrenz einen guten Erfolg zu verzeichnen. Er errang einen 2 a. Preis. Endlich im Jahre 1913 hatten wir wieder Gelegenheit, uns an einem Stiftungsfest des Gesangvereins „Sängerbund“ Kehl, wo der Verein einen 1. Preis holte. Auch im darauffolgenden Jahre konnte der Verein einen sehr schönen Erfolg buchen. Bei der Fahnenweihe des Gesangvereins „Eintracht“ Urloffen bekamen wir in der oberen Landklasse mit nur 30 Sängern den 1 a. Preis.

Stolze Freude durchglühte damals nicht nur aktive, sondern auch die passiven Mitglieder. Große Begeisterung herrschte im ganzen Orte für das im kommenden Jahre stattfindende Stiftungsfest, denn 50 Jahre Vereinsleben lagen dann hinter uns. Diesen Jubeltag festlich zu begehen galt für uns als Ehrensache. Auch sollte die zweite Fahnenweihe damit verbunden werden.  Im Jahre 1912 hatte der Verein den Verlust seiner Fahne zu beklagen. Am 2. Februar jenes Jahres fiel die Vereinsfahne einem Brande, der das Anwesen des damaligen Fahnenträgers Georg Körkel einäscherte zum Opfer.

Aber leider mit des Geschickes Mächten ist kein ewiger Bund zu flechten und das Schicksal schreitet schnell. Diese Dicht erworte hatten gerade im Jahre 1914 für unsern Verein seine volle Berechtigung. Schon waren die ersten Vorarbeiten für das kommende Fest im Gange, und durch eine außerordentliche Generalversammlung, die am Himmelfahrtstage des Jahres 1914 stattfand, beschlossen, die Fahne zu bestellen, als in den Augusttagen der ungeheuere Völkerbrand, der Weltkrieg, losbrach. Die meisten aktiven und viele passive Mitglieder mußten dem Rufe folgen und hinausziehen gegen eine Welt von Feinden, um unser geliebtes Vaterland zu schützen.

Mit einem Schlage war die ganze Vereinstätigkeit lahmgelegt. Als der Krieg trotz schöner Erfolge für uns durch die Uebermacht der Feinde einen so ungünstigen Ausgang nahm, hatte unser Verein 5 treue Mitglieder zu beklagen.

Es sind dies:
Karl Zimmer, Michael Mannshardt 16, Johann Weber 4, Jakob Gerber, Fleischhauer passiv, Albert Scherwitz, Dirigent.
Der Verein wird ihnen ein immer währendes Andenken bewahren.

Hat der Krieg vier Jahre lang unser Vereinsleben lahmgelegt, so war auch das Jahr 1919 für uns in soweit nicht

günstig, weil wir durch die Besetzung des Brückenkopfes Kehl auch in unser Dorf französische Besatzung bekamen. Trübe Zeiten waren bei uns eingekehrt. Selbst der Rathaussaal, in dem der Verein seit Gründung seine Gesangsproben abhielt, wurde zu einem Militärbureau beschlagnahmt. Trotzdem wurde das deutsche Lied bei unseren Vereinsmitgliedern nicht vergessen; denn sofort, nachdem der Rathaussaal wieder frei wurde, ging der Verein frisch ans Werk um die Lücken auszufüllen, durch Hinzuziehung junger Männer.

Auch wurde in einer Versammlung beschlossen, die schon im Jahre 1914 bestellte Fahne anzunehmen. Größere und kleinere Gaben sind im Orte von allen Seiten der Einwohner gestiftet worden, um den Bezug der Fahne zu ermöglichen. Aber leider kann der Verein erst in diesem Jahre sein 60-jähriges Stiftungsfest, verbunden mit der Fahnenweihe, abhalten, weil wir durch die Besatzung keine Räumlichkeiten im Dorfe hatten. Doch fand die Enthüllung der Fahne bereits 1920 statt.

Im Jahre 1922 verlor unser Verein sein ältestes Mitglied, Herrn Kaufmann Th. d’Autel, er war beinahe 50 Jahre Sänger im Vereine. An allen Veran staltungen nahm er regen Anteil, und niemals versäumte er ohne trifftigen Grund eine Gesangsprobe. Ein Vorbild soll und wird er uns stets bleiben.

Im Jahre 1924 siedelte unser langjähriger Dirigent Herr Hauptlehrer Weis, Ehrenmitglied des Vereins, infolge Pensionierung nach Muckenschopf über. Er war 26 Jahre mit kurzen Unterbrechungen unser Dirigent. In Ihm verlor der Verein ein eifriger Förderer unserer Sache, einen von alt und jung als Lehrer und Mensch geliebten und geschätzten Mann. Möge ihm und seiner Frau Gemahlin ein schöner sorgenfreier Lebensabend beschieden sein.


Auch alte Freunde hat der Verein hier in seiner Mitte. Es ist dies der einstige Präsident des Artilleriewerkstättegesangvereins: Herr Zimmer, der infolge des unglücklichen Ausganges des Krieges von Straßburg in seine Heimat Neufreistett zurückkehrte.

Er unterstützte unsern Verein in jeder Hinsicht. Viele Noten und andere, dem Verein dienliche Gegenstände, hat er gestiftet. Er ist ein Mann, der in dem deutschen Liede sein höchstes Ideal sieht. Herr Zimmer war einst Mitbegründer vom Elsaß-Lothringischen Sängerbund, und heute noch ist er stolz auf sein Werk, wenn es auch zerstört ist. In Anrechnung seiner Verdienste hat ihn der Verein in einer außerordentlichen Generalversammlung, zum Ehrenmitglied ernannt. Möge der „Konkordia“ Linx in Zukunft treue Mitarbeiter, Freunde und Gönner erwachsen.

So begehen wir unser 60jähriges Stiftungsfest, das getragen sein soll von dem Wunsche auf ein weiteres Blühen und Gedeihen unseres Vereins. Zur Zeit zählt der Verein 36 aktive und über 100 passive Mitglieder.

Die Vereinsleitung setzt sich aus folgenden Herren zusammen:

   1. Vorstand: F.Lauck
   2. Vorstand: M. Waag
   Dirigent: Hans Auer, Lehrer
   Schriftführer: Joh. Hennenberger

Vortrag des verstorbenen Mitgliedes d’Autel

Wie schon gesagt, war unser verstorbenes Mitglied d’Autel ein eifriges Vereinsmitglied. Anläßlich eines Jahres- und Faschingfestes im Jahre 1899 wurde von ihm folgender witziger Vortrag, der als Vorspeise zum Festessen diente, gehalten;

 

Und wer’s net rus bringt wäje der Sproch,
Fahr langsam mit em Bäse noch.“
Wann’s klengla thuet am Gläsel hell,
Wäß jed wed’s was s’ beditä sell
Ae jed’s luaht rom, hebt d’Maß en d’Höh,
Ae Redd word g’halte en der Näh.
Un’s word stell off allä Zongä,
Jeder dänkt, was word wol kommä?
Mer setzä halt jetz näwa n’and
Un s’geht äuh alles ganz scharmant.
Mer specke wu der Kronäkarl
So schön fresiert esch off de Bal,
S’word jetz grad om s‘Jor rum sen,
daß der vori Bal isch g’sen,
Was zeter här vergangä esch,
scheniert üns kum nach heng’rem Tisch.
Ae Sänger mueß halt s’Johr emol,
So lusti läwe wu ä Pool!
D’sin Alti, die mueß äuh noch met,
Ze sähn, was‘ s do zä bissä get,
Daß sie zuer Insecht kommä kan
Was sie doch het der g’schidste Mann.
Was het mer jost von so me Mann!
Der s’ganz Johr nix wie schaffe mahn,
Der d’Alt et loßt  zuem Sängerbal,
Un schläft se net zuem Kronäkarl
So ase geht’s als äuh net rom,
Gezerrt mueß sen so rom en nom,
Will alles mueß im Reenä sen
Daß jed wed sähn kan, was mer sen!
S’mueß alles passe kritz un quer,
Wu wann mer bi der Hochzit wär.
Von dä Zeh bis noff zuem Pürzel
Schön passe mueß Schlopf an Schlüpfel!
Der Uengerrock isch ganz verdraiht,
Ae falscher Säuhm word dran genaiht.
Vergosst word’s Halstuech ganz famos
Un fähle derf nix Nauels groß;
Denn zet’r em Kähler Sängerfest
Glicht d’Steenelskapp im Spazänest, -
Un wu’s no geht ärst im Verän,
Do geht’s als äuh net ganz allän!
Wann do mer nit bi Sinnä esch,
Un wäß was des fer Aerwet esch,
Bis so e Bal esch jost em Blei,
Brucht’s do noch länger Heichelei?
Mit der Sproch rus! Haw i g’seit,
Ehbs Häfel mit ehm Deckel keiht.
Ae Räiß die mueß jetz ganz off d’Sit,
Getanzt mueß sen an so re Zit!
Drom sen jetz loschti frei on froh,
Denn wärli ech mach’s grad ä so.
Gratze net noch jedem Floh,
Dem Tierel träte net zu noh,
Wann mier uens jetz erlahwe thien
Mueß so ä Flechel us em Senn.
Potz wärli, s’esch doch schön juhe,
Wann d’Kappeschlüpf so stehn en d’Höh,
Un wu se lodlä rom en nom
An dennnä Tisch em ringelrum
Miner Seel! S’Herz hoppst ähm en d’Höh,
Wo spiert mer do noch ebbs von Flöh?
D’Kronäkarlerä rond on deck,
Zahlt’s jedem annä Stück fer Stück,
Messer, Gawel on ä Löffel,
Jedes hockt noch off sim Sässel
Zammäballatscht word en der Küch,
Was sufer rän on schmackhaft esch;
Hin on da do hört mer rollä.
Ebs rars kommt äuh zuem Vorschin noch
D’Naß renglä thät doch mancher Koch;
Denn d’Köchä, die macht hüt parad
Ae ganzi Grus voll Hernsalat.
Potz, Kopfsalat sell’s gläuwi sen
S’word jost am Aend des glichi sen
S’word hochi Zit sen, daß i b’schließ
Schint s’Tanze kommt mer schon en d’Füeß
Was sau n’er jetz zue derä Redd?
Sie esch net schön, sie esch net nätt:
Doch wer se so net höre kann,
Der wart bes ech ebbs bessers kann.
Viellicht wann ech jetz g’füedert ben,
Kommt mier ebbs bessers en dä Senn.
Und wer des net erwarte kann
Der babbel sälwer was er mahn.

 

Wir haben den frommen Wunsch, daß der Jubeltag unseres Vereins ein wahres Volksfest werde und daß unsere jüngeren Mitglieder und die es noch werden von gleicher Liebe zum deutschen Liede beseelt sind wie es jene waren, die vor sechzig Jahren unseren Verein gründeten. Und immer möge jenes schöne Lied erhalten bleiben und in die Herzen eingeprägt sein.